Böden sind unsere elementare Lebensgrundlage. Sie sind nicht nur Siedlungsraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, sondern leisten auch für Klimaschutz, Artenvielfalt und Nahrungsmittelversorgung einen unverzichtbaren Beitrag. Sie filtern und speichern Nähr- und Schadstoffe und wirken durch ihr Wasserspeicherungs- und Rückhaltevermögen ausgleichend auf Hochwasser- und Starkregengefahren – vorausgesetzt, die Böden sind noch in Ordnung.
Ständig bewegen wir uns auf dem Boden. Boden ist Leben, ist Erde, Sand, Steine, Humus, Raum für unzählige Lebewesen. Fast alles was wir zum Leben benötigen kommt aus dem Boden. Aber, unser Boden ist in Gefahr und da können wir uns der Verantwortung nicht entziehen.
Am 5. und 6. November 2021 fanden die 18. Marienstatter Gespräche statt, wegen der Krise wieder mal als
Online-Veranstaltung. Diese Tagung zur nachhaltigen Regionalentwicklung hatte ein gewichtiges Thema:
BODEN IST LEBEN –
DIE SCHÄTZE
DES WESTERWALDS
Boden gibt uns Halt. Verlieren wir den Boden unter unseren Füßen, fallen wir ins Bodenlose. Bei allem was er kann und leistet, Boden ist eine nichterneuerbare Ressource und braucht daher unseren Schutz. Es ist mit dem Boden wie mit so vielem. Das Alltägliche, das Selbstverständliche nehmen wir nicht wahr.
Heute sind unsere Böden vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt. Verschmutzungen, Erosion, Verdichtung, Versiegelung und nicht nachhaltige Bewirtschaftung verschlechtern die Bodeneigenschaften. Die Folgen: Die Fruchtbarkeit der Böden nimmt ab, ihre Leistungsfähigkeit ist bedroht. Die wichtige Rolle des Bodens im Klimageschehen wird in der Öffentlichkeit selten wahrgenommen. Unsere existentiellen und emotionalen Beziehungen zum Boden sind uns heute in einer Welt mit globalen Versorgungsketten kaum noch bewusst.
Die zentrale Frage der Online-Veranstaltung: Wie können wir heute den Boden unseres Westerwalds bereiten, damit auch nachfolgende Generationen noch sicher auf ihm leben und an seinen Bodenschätzen teilhaben können? Der sorglose Umgang mit Böden führt ständig zu einer Verschlechterung der Bodenqualität oder gar zur Zerstörung von Boden und darüber hinaus vielerorts zu Gefahren für Mensch und Umwelt. Die Behandlung der Böden mit Pestiziden, deren Verdichtung und Versiegelung oder Belastungen mit Schadstoffen muss gestoppt werden.
Er ist ein wertvolles Gut und auf unsere Hilfe angewiesen. Es stellt sich nun die Frage, wie eine einzelne Person den Boden durch die eigene Lebensweise schützen kann. Mit kleinen Schritten Großes bewirken – im Garten, in Wald und Feld, beim Bauen oder anderen alltäglichen Dingen. Jeder kennt den Spruch: „Kleinvieh macht auch Mist“, der hier im doppelten Sinn zum Tragen kommt. Zum einen ist es so, dass jeder Einzelne in der Summe Großes vollbringt und Mist im Garten und im Feld der beste natürliche Dünger ist.
Wenn beispielsweise die Mitglieder des Westerwald-Vereins keine Pestizide, Herbizide oder andere für den Boden schädliche Stoffe verwenden, sind das schon einmal einige Tausend. Achten die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland darauf, sind das schon 40.000.000 (Vierzigmillionen).
Was oder wer schadet unseren Böden am meisten? Da sind vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend: Vernichtung und Verdichtung von Böden.
Der tägliche „Flächenverbrauch“ (besser Flächenneuinanspruchnahme) für Siedlungs- und Verkehrsflächen beträgt aktuell für Deutschland im vierjährigen Mittel der Jahre 2016 bis 2019 ca. 52 Hektar. Das sind pro Tag über 70, in Worten siebzig, Fußballfelder – einfach unglaublich. Überwiegend werden diese Flächen für Industrie, Gewerbe, Wohnungen und öffentliche Räume verbraucht. Ein geringerer Teil wird für Straßen und Freizeiteinrichtungen benötigt. Beim Wohnungsbau müssen Gesetze herbei, die es ermöglichen, unbebaute Grundstücke in Dörfern und Städten zu bebauen, statt neue Baugebiete zu erschließen. Dem Verfall drohende Häuser sollten abgerissen und auf dem Platz ein neues gebaut werden.
Für die Verdichtung von Böden ist vor allem die Land- und Forstwirtschaft verantwortlich. Die tonnenschweren Fahrzeuge und Geräte verfestigen die Böden derart stark, dass sie nur noch kleine Mengen an Oberflächenwasser aufnehmen können. Auch der Verlust an Artenvielfalt wird auf viele konventionell arbeitende Agrarbetriebe zurückgeführt, wobei einige Betriebe in ihrer Art der Bewirtschaftung durch häufigen, gezielten Fruchtwechsel der ökologischen Arbeitsweise sehr nahe kommen. Hier könnte, müsste die gemeinsame Agrarpolitik der EU die Weichen stellen. Statt auf eine zukunftsorientierte, nachhaltige und auf Umwelt-, Klima-, Biodiversitäts-, Tier- und Bodenschutz ausgerichtete Agrarpolitik wird wie schon in vorangegangen Förderperioden in erster Linie der Bodenbesitz belohnt. Das heiß: wer viel Land besitzt oder bearbeitet, bekommt viel Subventionen. Und da werden unvorstellbare Summen ausgeschüttet. Viel wichtiger wäre es, die landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützen, die ökologisch arbeiten, denn die haben nämlich einen wesentlich höheren Aufwand und einen geringeren Ertrag.
Konsumgewohnheiten ändern:
Hier haben wir Verbraucher eine wesentliche Mitverantwortung für den Bodenschutz und müssen entsprechend informiert und motiviert werden sowie sich selbst zivilgesellschaftlich organisieren. Vorrangige Handlungsmöglichkeiten sind dabei die Vermeidung von Lebensmittelabfällen (in Deutschland derzeit ca. 18 Millionen Tonnen/Jahr und damit ein Drittel der Gesamtmenge). Das Problem der Lebensmittelverschwendung liegt allerdings weniger beim Verbraucher. Die Überproduktion, verbunden mit den Strategien der Supermärkte tragen die Hauptschuld an der Misere. Das Riesenangebot an Waren muss nicht sein. Je größer die Sortenvielfalt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Produkte nicht verkauft werden. Das „immer mehr, immer größer, immer schneller“ muss endlich ein Ende haben.
Eine Verringerung des Fleischkonsums sowie der Einkauf von fair gehandelten, biologisch erzeugten Nahrungsmitteln beim Bauern, Dorfbäcker, Dorfmetzger oder kleinen Gemüsehändler ist nachhaltig, stärkt die Region und schützt den Boden und die Umwelt.
Sind wir Wäller bodenständig?
Wer bodenständig ist, steht mit beiden Beinen auf der Erde, er bevorzugt Althergebrachtes, Überraschungen oder allzu Modernes schätzt er nicht. Deshalb wirkt er auf sein Umfeld etabliert, mitunter auch etwas ‚gutbürgerlich‘ oder schlicht. Exzentrisches Verhalten und Überheblichkeit widersprechen seinem Charakter, was ihn wiederum sympathisch macht. Aufgrund seiner Verlässlichkeit kann man ihm vertrauen. Der Bodenständige ist verwurzelt, geerdet, heimat- und traditionsverbunden. Bleibt zu hoffen, dass es im Westerwald viele Menschen gibt, die diese Eigenschaften besitzen.
Schützen wir unseren Boden, unsere Heimaterde, damit sich auch die nachfolgenden Generationen in unserem schönen Westerwald sicher und wohl fühlen können.
Hilfe und Tipps für den alltäglichen Umgang mit Böden hält die Broschüre des Umweltbundesamtes „Boden schützen leicht gemacht“ bereit. Erhältlich unter:
Die Marienstatter Zukunftsgespräche sind eine Veranstaltungsreihe zur nachhaltigen Regionalentwicklung des Westerwalds. Veranstalter sind die Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz in Mainz und der Westerwald-Verein.